Eintrag 249 vom: 26.03.09 um 23:36:00
Name: JuliansDad
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TEIL 2 …
ich glaube, wir sind jetzt in einer phase der realisierung. nach dem ersten schock kommt jetzt langsam das verständnis, dass wir lebenslänglich bekommen haben. lebenslänglich mit der tatsache leben, dass wir dich nie wieder umarmen können, nie wieder die vielen gewohnten dinge erleben dürfen, die wir so an dir geliebt haben. dir nie wieder von angesicht zu angesicht sagen zu können, dass wir dich lieb haben, nicht mehr in dieser welt. wir müssen jetzt 30, 40 oder vielleicht 50 jahre lang mit diesen tatsachen leben…
ach julian, warum hast du dir nicht helfen lassen? hättest du uns doch deine ängste und sorgen anvertraut. bestimmt hätten wir einen weg finden können. hätte … wäre … ständig dreht sich das karussell des konjunktivs. und wir sitzen drin. mal dreht es sich schneller, mal langsamer. mal schneller, dann ist uns ganz schwindlig, mal langsamer, dann sehen wir wieder mehr von der welt außenrum. was bleibt, ist die hoffnung, dass wir irgendwann mal aussteigen können aus diesem karussell, wieder festen boden unter die füße bekommen, anfangs vielleicht noch schwankend wegen der langen fahrt, später dann vielleicht wieder langsam geradeaus gehend. aber wann wird das sein? in monaten? in jahren? oder können wir jemals wirklich aussteigen? fragen, die keiner für uns beantworten kann.
und dann denken wir immer daran, wie es später hätte sein können. wie du dein abi gemacht, deutsch oder kunst studiert hättest. ob du wohl künstler oder journalist geworden wärst? sicher hättest du irgendwann mal kinder gehabt. wie viele wären es gewesen?
hätte … wäre … wieder sind sie da, diese wörter, diese einzigen bindeglieder zwischen der grausamen realität und der zukunft, die wir jetzt nicht mehr erleben dürfen.